1. Was ist Seemannschaft?
Seemannschaft umfasst alle Kenntnisse und Fähigkeiten, die notwendig sind, um ein Boot sicher zu führen. Ob auf Binnengewässern oder auf hoher See – wer ein Wasserfahrzeug verantwortungsvoll steuert, trägt die Verantwortung für Mensch, Material und Umwelt. Besonders in der Sportschifffahrt ist fundiertes Wissen gefragt, denn hier fehlt oft eine professionelle Crew.
2. Das Schiff und seine Ausrüstung
Gute Seemannschaft beginnt mit dem genauen Verständnis des eigenen Bootes. Der Schiffsführer sollte Aufbau, Ausrüstung und Verhalten seines Bootes in allen Situationen kennen. Dazu gehören:
- Rumpfform, Tiefgang und Manövrierverhalten
- Decksausrüstung und Steuerung
- Sicherheitsausstattung (z. B. Rettungswesten, Feuerlöscher, Signalraketen)
- Basiswissen zur Wartung und Notfallreparatur
3. Manöver und Bootsführung
Sichere Bootsführung setzt voraus, dass wichtige Manöver souverän beherrscht werden:
- Anlegen und Ablegen unter verschiedenen Bedingungen
- Ankern in geschützten und offenen Gewässern
- Notmanöver wie Mann-über-Bord
- Beachtung der Kollisionsverhütungsregeln Die Fähigkeit, in schwierigen Situationen ruhig und präzise zu handeln, ist ein Zeichen guter Seemannschaft.
4. Navigation und nautische Fähigkeiten
Auch wenn moderne Technik unterstützt – die klassische Navigation bleibt ein zentraler Bestandteil:
- Lesen und Deuten von Papierseekarten
- Nutzung von GPS und elektronischen Navigationshilfen
- Planung sicherer Routen (Törnplanung)
- Knotentechniken wie Palstek, Kreuzknoten, Webeleinenstek
- Grundkenntnisse im Spleissen
- Funkkommunikation bei entsprechender Ausstattung
5. Erste Hilfe und medizinische Vorsorge
Unfälle oder Krankheiten an Bord erfordern schnelles Handeln.
- Erste-Hilfe-Kenntnisse sind Pflicht
- Eine gut ausgestattete Bordapotheke gehört zur Grundausstattung
- Auch psychologische Betreuung der Crew in Notlagen ist wichtig
6. Wetterkunde für Skipper
Das Wetter beeinflusst jede Fahrt – vom Tagesausflug bis zur Langstrecke:
- Wetterberichte richtig lesen und interpretieren
- Eigene Wetterbeobachtungen anstellen
- Auf Fön achten
- Warnhinweise (Starkwindwarnung / Sturmwarnung) beachten
- Entscheidungen bei aufziehenden Unwettern treffen (z. B. Kursänderung, Schutzhafen anlaufen)
- Vorbereitung auf Schwerwetter (z. B. Segelfläche reduzieren, Ausrüstung sichern)
7. Nautische Etikette
Auf dem Wasser gelten eigene Regeln und Gebräuche:
- Flaggenführung: Nationalflagge am Heck, Gastlandflagge an Steuerbord
- Verhalten im Hafen: Rücksicht, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft
- Keine Fender während der Fahrt außenbords hängen lassen
- Gruß unter Skippern und gegenseitige Unterstützung
8. Führung und Verantwortung an Bord
Der Schiffsführer trägt nicht nur die technische, sondern auch die zwischenmenschliche Verantwortung:
- Klare Kommunikation mit der Crew
- Einschätzung von Stärken und Schwächen der Mitfahrenden
- Gute Planung der Verpflegung bei längeren Törns
- Förderung von Teamgeist und gegenseitigem Vertrauen
9. Regeln guter Seemannschaft
Die sogenannten „Regeln guter Seemannschaft“ gehen über gesetzliche Vorgaben hinaus. Sie sind Maßstab für verantwortungsvolles Verhalten auf dem Wasser:
- Tragen von Rettungswesten bei schwerer See
- Vorausschauende Routenplanung
- Sicherung der Ausrüstung
- Verhalten in Notlagen: "Der Kapitän geht zuletzt von Bord" Diese Regeln haben zwar keinen Gesetzesstatus, werden aber von Gerichten und Seeämtern bei Entscheidungen herangezogen.